Im Vergleich zur deutschen Bevölkerung haben Geflüchtete ein 10-fach erhöhtes Risiko an einer Posttraumatischen Belastungsstörung oder einer Depression zu erkranken (Fazel et al., 2005).
Neuere Auswertungen der Daten aus einer Längsschnittbefragung, die das Sozio-oekonomische Panel (SOEP), das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) gemeinsam durchführen[1], zeigen, dass die körperliche Gesundheit der seit 2013 nach Deutschland geflüchteten Menschen über dem Durchschnittswert der deutschen Gesamtbevölkerung liegt. Die Autor*innen erklären dies durch die junge Altersstruktur. Die Werte zur psychischen Gesundheit liegen jedoch unter dem Bevökerungsdurchschnitt: „Die psychische Gesundheit von Geflüchteten […] steht in einem starken Kontrast zu ihrem körperlichen Wohlbefinden. Sie weisen ein signifikant niedrigeres psychisches Wohlbefinden als der Bevölkerungsdurchschnitt auf. Bei keiner der verglichenen Bevölkerungsgruppen ist die Divergenz zwischen dem körperlichen und psychischen Wohlbefinden derart stark ausgeprägt.“ Vergleichsweise besonders belastet sind Frauen und die Altersgruppe über 45 Jahre (Metzing et al., 2020).
Auch das Risiko an einer PTBS zu erkranken, war in allen Altersgruppen hoch. Ein PTBS-Risiko besteht, wenn die emotionale Belastung einen Schwellenwert überschreitet, ab dem auf lange Sicht die Entwicklung einer PTBS möglich ist. In allen Herkunftsländern lag das PTBS-Risiko über 20% – also weit höher als für den Bevölkerungsdurchschnitt zu erwarten. In Deutschland liegt die 12-Monats-Prävalenz für eine Posttraumatische Belastungsstörung in der Allgemeinbevölkerung bei 2,3%.
In einer Studie der AOK (Schröder, 2018) zeigten mehr als 40% der Befragten Anzeichen depressiver Erkrankungen. Auch die subjektive Einschätzung des eigenen Gesundheitszustands sei bei Geflüchteten im Vergleich zur deutschen Wohnbevölkerung deutlich schlechter – obwohl Geflüchtete seltener angaben, an chronischen Krankheiten zu leiden.
Weitere Informationen finden Sie unter:
Aktuelle Zahlen zur psychosozialen Versorgung durch die PSZ in den jährlichen Versorgungsberichten der BAfF: http://www.baff-zentren.org/veroeffentlichungen-der-baff/versorgungsberichte-der-baff/
Brücker, H., Croisier, J., Kosyakova, Y., Kröger, H., Pietrantuono, G., Rother, N., & Schupp, J. (2019). Zweite Welle der IAB-BAMF-SOEP-Befragung. Geflüchtete machen Fortschritte bei Sprache und Beschäftigung. (01/2019; Kurzanalysen des Forschungszentrums Migration, Integration und Asyl des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge). https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Publikationen/Kurzanalysen/kurzanalyse1-2019-fortschritte-sprache-beschaeftigung.pdf?__blob=publicationFile
[1] Eine ausführliche Darstellung der Studie findet sich im 5. Versorgungsbericht (Seite 11 ff.): http://www.baff-zentren.org/wp-content/uploads/2019/11/BAfF_Versorgungsbericht-5.pdf