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Die Psychosozialen Zentren in Deutschland

Die Psychosozialen Zentren bilden die zentrale Säule in der psychosozialen Versorgung von Überlebenden von Krieg, Folter und Flucht. Die Psychosozialen Zentren bieten ein niedrigschwelliges, multiprofessionell organisiertes Leistungsspektrum an.

Die Bedarfe von geflüchteten Menschen und sind vielschichtig und häufig nicht von einer Berufsgruppe allein abzudecken. Menschen mit Fluchterfahrung werden durch die in den Zentren vorhandene psychotherapeutische, sozialarbeiterische, rechtliche und ärztliche Expertise individuell je nach Bedarf unterstützt. Darüber hinaus stehen auch kreative, bewegungs- und bildungsorientiere Angebote zur Verfügung.

Zum interdisziplinären Leistungsangebot der Psychosozialen Zentren gehört auch die enge Zusammenarbeit mit Sprachmittler*innen, damit eine Versorgung von Menschen mit geringen oder ohne Deutschkenntnisse/n stattfinden kann. 2019 fanden knapp 60 % aller Beratungen/Therapien in den Psychosozialen Zentren mithilfe von Sprachmittlung statt.

Die meisten Zentren bieten darüber hinaus Fortbildungen und Fachberatung für medizinische, psychotherapeutische und pädagogische Fachkräfte an und setzen sich auch auf politischer Ebene für die Belange von Überlebende von Krieg, Folter und Flucht ein.

Momentan sind 48 Psychosoziale Zentren in der BAfF organisiert.

Adressen und Kontaktdaten der Psychosozialen Zentren


Die Versorgungssituation in den Psychosozialen Zentren

Die Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer versorgten im Jahr 2020 insgesamt 19.352 Klient*innen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Rückgang von 25,5 %, was sich u.a. durch die Einschränkungen durch die Covid-19-Pandemie erklären lässt und die Tatsache, dass viele offene Angebote zeitweise eingestellt werden mussten. Nichtsdestotrotz konnten 8.376 neue Klient*innen aufgenommen werden (n = 40 PSZ).

Die Daten zeigen aber auch den ungedeckten Versorgungsbedarf, den es in Deutschland für die psychosoziale Begleitung von geflüchteten Menschen gibt – fast 10.000 Personen konnten 2020 nicht versorgt werden. Die Gründe dafür sind vor allem Kapazitätsgrenzen und fehlende finanzielle Mittel.

Ginge man gemäß der Studienlage zu psychischen Erkrankungen bei Geflüchteten davon aus, dass bei rund 30 % der in Deutschland lebenden geflüchteten Menschen ein Behandlungsbedarf abgeklärt werden und bei Bedarf eine Versorgung erfolgen müsste, konnten die Psychosozialen Zentren und ihre Kooperationspartner 2020 nur 4,6 % des potenziellen Versorgungsbedarfs abdecken und mussten fast 10.000 Personen ablehnen.

Der ungedeckte Versorgungsbedarf ergibt sich wie folgt:

  • 1.856.785 geflüchtete Menschen in Deutschland 2020,
  • 557.036 geflüchtete Menschen mit Traumafolgestörung (bei 30 % Prävalenz),
  • 19.352 Klient*innen in den PSZ,
  • 6.113 Vermittlungen an weitere Akteur*innen.

(Auszug aus „Flucht & Gewalt. Psychosozialer Versorgungsbericht Deutschland 2022“)

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