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Mächtige Narrative – was wir uns (nicht) erzählen

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Beschreibung

In der psychosozialen Arbeit mit geflüchteten Menschen sind Fachkräfte ständig mit der gesellschaftlichen Diffamierung ihrer Klient*innen konfrontiert. Sowohl die Härte des deutschen Asylsystems, als auch die breitere gesellschaftliche Stimmung gegen geflüchtete Menschen – vor allem gegen Schwarze Geflüchtete, Geflüchtete of Color und als muslimisch gelesene Geflüchtete – versetzt Unterstützer*innen in eine ständige Verteidigungsposition. Der Kampf für die Anerkennung des erlebten Leids vor und während der Flucht, sowie der Diskriminierung und der häufig nicht umgesetzten Rechte in Deutschland, sind für Geflüchtete Menschen und Hilfesysteme allgegenwärtig (Ottomeyer, 2011)¹.

Spätestens seit der großen Fluchtbewegungen um das Jahr 2015 wurde die unverhohlene Geflüchtetenfeindlichkeit in Deutschland wieder lauter und drückt sich in der öffentlichen Aufmerksamkeit seitdem häufig anlassbezogen aus. So bekommen Attentate oder Übergriffe durch geflüchtete Menschen medial besondere Aufmerksamkeit und finden ein Echo in öffentlichen Debatten zu Flucht und Migration.

Doch nicht nur in den Medien, auch in Fachkreisen wurde punktuell eine Vorsicht vor traumatisierten und psychisch erkrankten Geflüchteten formuliert, teilweise sogar mit einer kulturalisierenden Komponente. War zumindest die vermeintlich schützenswertere Gruppe der traumatisierten Geflüchteten vorher noch zu den „guten“ Geflüchteten gezählt worden, kippte der Diskurs – in Teilen – plötzlich in ein gegenteiliges Narrativ. Gerade traumatisierte Menschen mit Fluchterfahrung seien als potentielle Gefahr zu betrachten. Dementsprechend wurden und werden die psychosozialen Zentren und ihr Dachverband, die BAfF, zu den Zusammenhängen von Traumatisierung, Flucht und der Ausübung von Gewalt befragt. Führt Traumatisierung (durch Flucht) zu Gewalt? Was hat das mit Kultur zu tun? Welche Entwicklungschancen haben traumatisierte geflüchtete Kinder und Jugendliche? Wie kann man Gewalt zukünftig verhindern?

Das Projekt reflACT! – Hilfesysteme im Dialog stellte eine Reaktion auf die Feststellung dar, dass sich viele Kolleg*innen im Feld zu diesem Themenkomplex nur begrenzt sprechfähig fühlen. Manchmal aufgrund eines mangelnden „Erfahrungswissens“, einfach weil bislang keine Arbeit mit Täter*innen stattfand, und teilweise aus der Befürchtung heraus, mit einer Thematisierung die oben erwähnten stigmatisierenden, rassistischen und kulturalisierenden Narrative zu befördern. Das Ziel war, den entstandenen Tabus und mächtigen Narrativen Dialoge entgegenzusetzen und so sprechfähiger zu werden.

Diese Publikation fasst einige Ergebnisse des Projektes zusammen.

„Mächtige Narrative – was wir uns (nicht) erzählen“ als PDF.

Zusätzliche Informationen

Gewicht 250 g
Größe 29.7 × 21 × 1 cm