Vom 15.- 16. Mai 2022 fand die BAfF-Tagung „Posttraumatisches Wachstum? Unterstützung von Transformationsprozessen nach Trauma und Krisen“ in Leipzig statt. In einer Tagungsdokumentation wurden ausgewählte Beiträge verschriftlicht.
Posttraumatisches Wachstum beschreibt das Phänomen, dass traumatische Erfahrungen nicht nur negative psychische und soziale Folgen, sondern auch positive Entwicklungsprozesse zur Folge haben können. Dieser Perspektivenwechsel bildet seit den 1990er Jahren in der Psychologie ein Gegengewicht zum defizitären oder störungsorientierten Blick auf Trauma.
Wenn wir dieses Konzept auf den Bereich Flucht und Gewalt anwenden, befinden wir uns auf einer Gratwanderung: Auf der einen Seite Möglichkeiten und Hoffnung, selbstbestimmt und gestärkt aus massiven Gewalterfahrungen heraus zu treten, das Verlassen der „Opferrolle” von innen und von außen. Auf der anderen Seite die Gefahr der Relativierung von Menschenrechtsverletzungen, Naivität mit Blick auf die strukturelle Gewalt auch in Europa, die das „post” im Posttraumatischen Wachstum ad absurdum führt. Wer entscheidet, dass es Hoffnung gibt? Was braucht es dafür?
Im Rahmen der BAfF-Tagung 2022 haben wir uns gemeinsam bewusst auf diese Gratwanderung begeben, um die Potentiale einer kritischen und dennoch hoffnungsvollen Perspektive auszuloten.