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Traumatherapie und gesellschaftliches Umfeld

Die BAfF-Tagung wurde 2009 in Kooperation mit den Behandlungszentren in Baden-Württemberg organisiert und fand vom 29. November bis zum 01. Dezember in Bad Boll statt. Sie wurde zum Thema “Traumatherapie und gesellschaftliches Umfeld” ausgerichtet.
Verfolgung und Folter, Krieg und Vertreibung prägen Menschen und sind zugleich mehr als individuelle Ereignisse. Ihre Spuren lassen sich vielfältig finden: im Leben der direkt Betroffenen, als transgenerationelle oder sekundäre Traumata in ihrem Umfeld und in ganzen Bevölkerungsgruppen, die kollektiv einer Verfolgung ausgesetzt sind. Gewalt und daraus entstandene Traumatisierungen müssen im Kontext von Machthabern und Gesellschaften gesehen werden, die Terror zulassen bzw. diesen nicht verhindern können.Eng verknüpft mit diesen individuellen und gesamtgesellschaftlichen Dimensionen von Traumatisierung sind unterschiedliche kulturelle und religiöse Traditionen, unterschiedliche Vorstellungen von Krankheit und Heilung. Aber auch politische Fragestellungen wie der dauerhafte Schutz von Verfolgten und Minderheiten sowie Zugangsmöglichkeiten zu materiellen und immateriellen Ressourcen gehören dazu.
Entscheidend für die Bewältigung von traumatisierender Gewalt sind die Bedingungen, die Menschen nach ihrer Flucht im Exil vorfinden. Therapeutische Begleitung und Interventionen können nur dann Erfolge verbuchen, wenn die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ihnen genügend Sicherheit und Stabilität bieten.
Ziel der Tagung war es, den Blick sowohl nach außen in mögliche Herkunftsländer von Flüchtlingen, als auch nach innen auf unsere eigenen gesellschaftlichen Bedingungen zu richten, unter denen Traumaarbeit stattfindet.
Welche befreiungspsychologischen Ansätze gibt es in Kriegs- und Krisengebieten im Rahmen von politischer Traumaarbeit? In wieweit stellen neue Ergebnisse der Neurowissenschaften bisherige Erkenntnisse über Traumaverarbeitung in Frage? Wie kann und muss die Lebenswirklichkeit von Flüchtlingen in Europa berücksichtigt werden, um zu verhindern, dass sich der traumatisierende Prozess in ihrer Lebenswirklichkeit fortsetzt? Welchen Einfluss haben die Fluchtursachen und die organisierte Gewalt gegen Flüchtlinge an den Grenzen der EU? Welche wirksamen Strategien lassen sich zur Einbeziehung der gesellschaftlichen Realitäten und zur erfolgreichen Rehabilitation traumatischer Erfahrungen entwickeln?