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Gesundheitsversorgung von Geflüchteten sicherstellen

Welttag für seelische Gesundheit: Gesundheitsversorgung von Geflüchteten garantieren

Anlässlich des Welttags für seelische Gesundheit fordert die BAfF die künftige Bundesregierung auf, eine angemessene Gesundheitsversorgung für Überlebende von Krieg, Folter und Flucht zu garantieren und die Finanzierung der psychosozialen Zentren in Deutschland sicherzustellen.

Rund 1,4 Millionen Geflüchtete leben laut dem Bundesinnenministerium in Deutschland. Viele von ihnen haben Krieg, Verfolgung und Folter erlebt. Bei 30 % von ihnen muss man davon ausgehen, dass sie unter psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Posttraumatischen Belastungsstörungen oder Ängsten leiden. Entlastung kann eine Therapie bieten. Für Geflüchtete ist es allerdings schwer, überhaupt an einen Therapieplatz bei niedergelassenen Psychotherapeut*innen zu kommen. Daher kommt den Psychosozialen Zentren für Überlebende von Krieg, Folter und Flucht eine zentrale Rolle in der Behandlung von (Kriegs-)Traumata zu.

Die BAfF, die Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer e.V. fordert die künftige Bundesregierung auf, die Arbeit der psychosozialen Zentren (PSZ) finanziell sicherzustellen.

Die PSZ leisten einen wichtigen Beitrag in der Unterstützung und Begleitung von geflüchteten Menschen. Bisher wird die Arbeit der Zentren jedoch nicht ausreichend gewürdigt. Die Finanzierung hängt bisher fast ausschließlich an Projektanträgen und Spendengeldern. Hier braucht es politischen Willen, um die Finanzierung sicherzustellen und aufzustocken. Momentan verzeichnen die Zentren, die bereits über die Kapazitätsgrenzen hinaus arbeiten, einen Anstieg an Anfragen. Nicht zuletzt die humanitäre Katastrophe in Afghanistan führt zu einem erhöhten Bedarf.

Lukas Welz, Geschäftsführender Leiter der BAfF:

Geflüchtete Menschen brauchen einen Raum zum Sprechen, Verarbeiten und Trauern. Die Therapie kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Weder haben Überlebende, die Schutz in Deutschland suchen, einen ausreichenden Zugang zur psychosozialen Versorgung, noch halten die vorhandenen Regelstrukturen Sprachmittlung, gesellschaftliche Anbindung und spezifische Kenntnisse der traumatisierenden Kontexte der Klient*innen bereit. Den Psychosozialen Zentren kommt daher eine zentrale Rolle für die seelische Gesundheit von Geflüchteten in Deutschland zu. Diese Hilfe ist dringend notwendig und muss nachhaltig, kontinuierlich und flächendeckend finanziert werden.


Welttag für seelische Gesundheit

Am Welttag für seelische Gesundheit wird jedes Jahr am 10. Oktober durch verschiedene Verbände und Organisationen für psychische Krankheiten sensibilisiert. Ziel ist es, die Entstimatisierung von psychischen Erkrankungen zu erreichen und Betroffenen die notwendige Hilfe zukommen zu lassen.

Deutschland trägt Verantwortung für Überlebende von Krieg, Folter und Flucht

Deutschland hat eine historische und humanitäre Verantwortung für Überlebende von Krieg, Folter und Flucht. Durch die Unterzeichnung des UN-Sozialpakts und der UN-Antifolterkonvention hat sich Deutschland u.a. verpflichtet, einen diskriminierungsfreien Zugang zur Gesundheitsversorgung sicherzustellen und Menschen, die Opfer von Folter und Misshandlungen geworden sind, eine möglichst vollständige Rehabilitation zu ermöglichen. Allerdings müssen wir feststellen, dass Deutschland diesen Verpflichtungen bei der Gesundheitsversorgung von Geflüchteten nicht nachkommt. Auch die EU-Aufnahmerichtlinie verpflichtet die Mitgliedstaaten u.a., besonders schutzbedürftige Asylsuchende, wie zum Beispiel psychisch erkrankte Geflüchtete und Überlebende von Folter, zu identifizieren und angemessen zu versorgen. Die Bedarfe dieser Personengruppen müssen im Asylverfahren, in der Unterbringung und bei medizinischen Leistungen berücksichtigt werden.  


Die Pressemitteilung hier als PDF.